Als Organisation befindet man sich in einem ständigen Zustand der Transformation: Anpassung von Strukturen, Einführung neuer Abteilungen, personelle Wechsel. Die digitale Revolution hat Dynamik und Reichweite von Änderungen jedoch noch einmal auf ein ganz neues Level gehoben.
Ein wichtiger Motor dieser neuen organisatorischen Transformation ist die Generation der nach 1980 geborenen. Die sogenannten „Digital Natives“ bringen revolutionäre Formen der Kommunikation mit sich und ändern so die Art und Weise, in welcher Informationen auf der Arbeit behandelt werden. Eine Organisation 2.0 hat diese neuen Anforderungen mit einzukalkulieren, was häufig eine große Herausforderung für bestehende Organisationsstrukturen darstellt.
In einer klassischen Organisation 1.0 sind Anwendungen, Qualifikationen, Produktion und Auswertung alle klar und prozessorientiert angesiedelt. In der Arbeitswelt der Zukunft wird diese Herleitung zunehmend durch neue Werte wie Flexibilität und Mobilität ersetzt. Die Kreativität der Mitarbeiter wird zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor und stellt Personalabteilungen vor noch nie dagewesene Herausforderungen.
Dieses Phänomen der neuen Generation wurde in der Accenture-Studie „Millennials vor den Toren“ bestätigt und mit einer bundesweiten Online-Umfrage unter 570 Menschen im Alter von 14 bis 32 belegt. Zwei Drittel der Teilnehmer gaben an, dass sie erwarten, in ihrem Beruf eher über soziale Netzwerke wie Facebook als über den „klassischen“ Email-Verkehr zu kommunizieren. Für sie stellen soziale Netzwerke nicht nur ein schnelleres, sondern auch ein interaktiveres Mittel zur Kommunikation dar. Ganz im Gegensatz zum eindimensionalen Ansatz der e-Mail.
Wir sprechen hier von einem stattfindenden „Clash der Kulturen“: „Millennials erwarten eine Arbeitsumgebung die durch Mobilität und Flexibilität geprägt ist. Sie arbeiten gerne mit den Anwendungen und Geräten ihrer Wahl,“ schlussfolgert die Accenture-Studie.
Soziologe Richard Sennett hat die Revolution in „Management und Organisation 2.0“ zusammengefasst. Für ihn werden die Mitarbeiter der Zukunft nicht mehr unbedingt nach denen über einen Zeitraum entwickelten Fähigkeiten, sondern vielmehr nach deren Potential bewertet. Für Top-Führungskräfte erscheinen diese Schlussfolgerungen noch bedrohlicher: In der Firmenkultur von Morgen verlieren Verdienste der Vergangenheit ihre Relevanz – man wird lernen müssen, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und ein bestimmter Platz in einer Organisation wird nicht länger garantiert sein.
Von Ansgar Mayer, September 2012